Motobécane SC 125: Französischer Rollertraum mit fatalem Ende.

©scootermuseum.be - FL-Motobécane - 1953
©scootermuseum.be - RR-Motobécane - 1953

Motobécane ist eine französische Marke für Fahrräder und Motorräder, die 1923 von Charles Benoît und Abel Bardin gegründet wurde. Die Marke wurde vor allem durch die Produktion von "Mobylettes" bekannt, Mopeds, die weltweit erfolgreich waren.

Motobécane

Frankreich

1953

Motobecane SC 125

Ein Luxus-Roller, der seine Hersteller teuer zu stehen kommen würde

1951 erreicht die Vespa Europa wie ein wahrer Tsunami. Der kompakte italienische Motorroller erobert den Markt in Windeseile, und bei Motobécane beobachtet man dies mit großer Sorge. Sie befürchten, dass die Marke trotz ihrer dominierenden Stellung auf dem französischen Motorradmarkt diesen Sturm nicht überleben wird. Sie müssen schnell reagieren - und das tun sie auch.

Um der erfolgreichen Vespa und Lambretta etwas entgegenzusetzen, engagieren sie den berühmten Illustrator Géo Ham (Georges Hamel), der unter anderem für seine kultigen Plakate für Bugatti und das 24-Stunden-Rennen von Le Mans bekannt ist. Er erhält den Auftrag, einen Roller zu entwerfen, der dem italienischen Design nachempfunden ist. Das Ergebnis ist ein eleganter, charmanter Roller mit fließenden Linien, der sowohl an Vespa als auch an Lambretta erinnert, aber dennoch seine eigene Persönlichkeit ausstrahlt. So entsteht der Motobécane SC 125 (STC bei Motoconfort) - optisch ein kleines Meisterwerk.

Ein vielversprechender Anfang, ein dramatisches Ende

Der Prototyp wird 1951 auf dem Pariser Salon vorgestellt. Die Produktion beginnt 1952, und 1953 steht der Roller bei den Händlern. Alles geht blitzschnell - zu schnell, wie sich herausstellen wird.

In ihrer Eile, auf die italienische Konkurrenz zu reagieren, beschließt Motobécane, vorhandene Teile wiederzuverwenden. Sie nehmen ihren bewährten 125-ccm-Viertaktmotor - der ursprünglich für das Moped D45 entwickelt wurde - und bauen ihn in eine Karosserie aus dickem Aluminiumguss ein. Dies führt bald zu praktischen Problemen: Bei den ersten Auslieferungen stellt sich beispielsweise heraus, dass die Zündkerze für die Wartung nicht zugänglich ist. Die Lösung? Man bittet die Händler, einfach ein Loch in das Chassis zu schneiden und es mit einer Metallplatte abzudecken....

Aber es kommt noch schlimmer. Nur wenige Monate später wird es richtig gefährlich: Einige Roller brechen während der Fahrt buchstäblich in zwei Teile. Die Ursache? Motobécane hatte den Hauptrahmen - ein zentrales Stahlrohr - gleichzeitig als Auspufftopf verwendet. Die heißen, ätzenden Auspuffgase ließen das Metall korrodieren, und nach einigen tausend Kilometern brach das Rohr unter der Fußplatte ab.

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. 1954 stellte Motobécane die Produktion des Mobyscoot abrupt ein, kaufte alle verkauften Exemplare zurück und zerstörte sie. Das war eine teure Lektion: Qualität lässt sich nicht überstürzen, auch nicht unter kommerziellem Druck.